Wolfgang on the road -

again!

Bin wieder da!

Liebe Freunde: Ihr seid wahrscheinlich die einzige Freizeitkickertruppe mit eigenem Auslandskorrespondenten (lt. Dieter). Nun schreibt Euch dieser (der Korrespndent, nicht Dieter) wieder!

16.11.2011: Im Hospital

Einige von Euch wissen, dass ich wieder in China bin. Leider war ich schon in Deutschland gesundheitlich angeschlagen. Das hat sich in China gerächt, ich habe mir eine dreiwöchige Bronchitis zugezogen. Eigentlich war das meiste schon wieder vorbei, als ich plötzlich ein Problem mit beiden Ohren bekam, so als ob Wasser herumglucksen würde, wenn ich den Kopf seitwärts senkte. Ich bin dann doch in das Campus-Hospital gegangen, weil Druck auf mir lastete, mehrere Tage nach Shanghai zu reisen.
Begleitet von der Frau des Dekans und einem Studenten ging ich also dorthin. Als Eingangsgebühr sind für jedermann 2 Yuan, ca. 20 cts, zu zahlen. Dann wird man ins Behandlungszimmer geführt, ein vielleicht 15 qm grosser Raum, in dem ganz hinten die Frau Doktor sitzt. Vor einem steht schon eine Reihe von Patienten, von hinten reihen sich stets neue ein. Die Frau Doktor hat einen Schreibtisch, der ein wenig an ein Lehrerpult erinnert, mit eingelassenem Computer, und als Diagnosemittel eine Tischlampe. Vor mit war ein junger Mann dran, der Überstunden am Computer abgeleistet hatte und deshalb Schwindel und Augenprobleme entwickelte. Die Frau Doktor riss den jungen Mann recht unsanft von einer Position in die andere, rief ihm auch deutliche Worte zu, wenn er zu langsam war - nein, ich schildere kein erotisches Zwischenspiel, es war immer noch die Untersuchung. Endlich war ich etwas bang an der Reihe, wobei ich wenigstens die Unterstützung von zwei Universitätsangehörigen hatte. Die Lampe wurde hochgehalten, das rechte Ohr inspiziert, das linke, es wurde ausführlicher Bericht über mich erstattet, ein Zettel wurde ausgefüllt, ein Rezept verschrieben. Dies bestand aus Vitamin B, Ohrentropfen über die Nase einzunehmen, (vermutlich) einem Antibiotikum, und einem vierten Heilmittel, letztere beide in einem kleinen Tütchen. Kostenpunkt: Original 9 Yuan 50, für mich aber nur ein Yuan, da ich auf dem Ticket der Frau des Dekans geheilt wurde. Man sieht, es geht alles ohne grossen Aufwand, ohne Hochglanzverpackung, oft mit Minimalausstattung. Der Pferdefuss liegt wo ganz anders. China hat - wie die früheren sozialistischen Länder - das System der Polykliniken. D.h., bei Krankheit geht man in eine solche, wird von einem aufnehmenden Doktor befragt und weitervermittelt. Dann werden die Befunde begutachtet und die Behandlung eingeleitet. Das sieht auf den ersten Blick ganz gut aus, das Übel ist aber die Wartezeit, mindestens ein Tag, leicht aber vierzehn Tage, die Entfremdung des Diagnostiker vom Untersuchenden, auch ein wenig die Trostlosigkeit des Systems. Mit wurde gesagt, dass die zweite Besprechung sich oft sehr lange hinzieht; in einem Fall starb die Patientin inzwischen, wobei sie gerettet hätte werden können. Bei uns klappen ähnliche Angänge manchmal ganz gut, es gibt aber dieselben abschreckenden Beispiele.
Wenn ich wieder Zeit habe, erzähle ich von einem Treffen in Schanghai. Bis bald!