Wolfgang on the road

Zurück zur Natur

Auf Sonntag (heute) waren 20 Grad angekündigt, ein guter Kontrast zu den minus 10, die es allenthalben in Europa haben soll. Diese Ankündigung war Grund genug für unseren Dekan, eine Art Betriebs- und Familienausflug an den Poenyang See (oder ähnlich, grösster Süßwassersee Chinas) anzukündigen, um die früher schon erwähnten Zugvögel aus Sibirien anzuschauen. Für mich war das wieder Arbeit, die ganze Vorlesung für die kommende Woche musste am Samstag vorbereitet werden, der Hausputz, die Wäsche, man kennt solche Bilder des Grauens. Dazu kam, dass über nacht mein Stromkonto aufgebraucht war. Ich tappte also um 6:00 morgens im Dunkeln in der Wohnung umeinander, wurde an der Pforte an einen Handwerker ganz woanders verwiesen usw.. Ihr werdet Euch wieder einmal über mein flüssiges Chinesisch und die fehlerfreie Beherrschung des Wortes Stromausfall wundern.
Der Tag war aber einmalig. Ich muss vorausschicken, dass mit meiner Kamera keine vernünftige Aufnahme möglich war. Vor der Seefront liegt eine Art Marschland, das nicht begehbar ist. Deshalb sind alle Vögel zu Punkten reduziert, die nicht besonders aussagefähig sind. Zuerst erschienen Gänse im Hintergrund, etwa zu einigen Hunderten, bei der Rückfahrt vermutlich an die Tausende. Manchmal flogen die Tiere die bekannte V-Formationen, dass der Himmel auf einer Linie schwarz war. Wir marschierten weiter und kamen an eine Stelle, wo Kraniche an der Küste und weitere Vögel auf Pfählen saßen (alles nur über das Fernglas beobachtbar). Ich hatte zuerst den flüchtigen Eindruck, dass diese weiteren Vögel einen Kehlsack hatten, also Pelikane hätten sein können. Ich wollte schon fragen, aber so blöd war ich wiederum nicht.
Ich hatte während meiner Arbeit in den USA die Gelegenheit, Florida zu besuchen, und dort waren ganz im Süden Pelikane zu sehen. Für mich sind deshalb Pelikane Tiere der Tropen. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Wir gingen in ein kleines Museum, und was war da: ein Vogel mit lateinischem Namen pelicanus und mit Kehlsack. Aus Sibirien! Ich habe nicht alle Vögel richtig aufnehmen können, da ich wegen des Blitzes von der Seite photographieren musste. Wenn ich mich nicht täusche, war es der Vogel rechts unten mit den rot umrandeten Augen.

Wir sind dann weiter in eine 1000jährige Stadt gefahren (jung für chinesische Augen), eben mit diesem Museum und dann auf einen Aussichtspunkt, Was Ihr für einen Tempel halten mögt (ich nebenbei auch) ist eben dieser Aussichtspunkt. Man hat einen schönen Ausblick , wie der Fluss Gan wieder zusammenfliesst: leider halten sich aber die Vögel nicht an die Vorgabe, sich dort zu präsentieren. Das ist eine klare Verletzung des 5-Jahresplans und der Vorgaben des Ausländerrechts für die russischen Vögel. Interessant war auch die Besichtigung einer Art Gildenhaus. Dasselbe Gildenhaus hat aber einen Hinterhof, in dem Menschen wohnen. Man sieht auch wie Bilder lügen können. Einmal das Gildenhaus als kulturelles Erbe, dann aber die Freilandleitung davor mit einem zentralen Verteilerpfahl.



Ich habe einige Fischbilder beigefügt. Das erste zeigt die bedauernswerte Geschöpfe unter Wassermangel. Im Winter zieht sich der See zurück, so dass in Wasserlachen Fische übrig bleiben und um ihr Leben ringen. Ein anderes Bild zeigt silbrige Fische als Auslage, wobei der Hintergrund eigentlich genauso interessant ist, nämlich das alte China. Ein drittes Bild zeigt Fische im Strassenverkauf, wobei die eigentlichen Käufer die Fliegen sind.

Mittagessen gab es in einem kleinen Dorfgasthaus. Das Essen war vorzüglich. Aber: Zur Toilette durch die Küche. Die erstere schwimmend. Einige der Ehefrauen haben sich dorthin begeben. Ich habe nie verstanden, warum nicht in Ost- oder Südeuropa durch die Damenwelt ein Aufschrei ging.
Hier ist es nicht besser. Jeder probiert an dem Gemüse, das in zehn Minuten aufgetischt wird. Und trotzdem: Ich frage mich, wo unterm Strich die besseren Werte sind.

Morgen soll es einen fürchterlichen Temperatursturz haben auf 10 Grad. Deshalb habe ih gerade noch einmal gewaschen, damit mir mein Zeug trocknet. Das ist ein guter Grund, die Wäsche zu holen und Euch eine gute Nacht zu wünschen.